Informationsgesteuerte Wesen

Der SchreibtischChef brüllt Frau Ordentlich an: „Frau Ordentlich, warum sind die Briefe noch nicht fertig? Die sollten doch heute noch rausgehen! Hat Ihnen Herr Vergesslich nicht bescheid gegeben?“
Frau Ordentlich antwortet ihrem Chef: „Nein davon wusste ich nichts!“

So oder ähnlich könnte sich ein Chef anhören, wenn er mit einer Angestellten spricht.

Was genau ist hier passiert?

Der Chef hat den Herrn Vergesslich beauftragt, die Angelegenheit mit den Briefen an Frau Ordentlich weiterzugeben. Wie diese Kommunikation stattgefunden hat, wissen wir nicht. Wir können nur spekulieren, dass es vielleicht während eines Gesprächs mündlich oder am Telefon oder über eine E-Mail geschehen ist.
Herr Vergesslich scheint die Information an Frau Ordentlich nicht weitergegeben zu haben, da diese nichts von den Briefen wusste!

Auf Basis dieser Sachlage ist der Herr Vergesslich doch ganz klar der Verursacher dieses Konfliktes. Die peinliche Situation, in die Frau Ordentlich gebracht wurde, hätte durch eine einfache Kommunikation vermieden werden können.

Aber ist Herr Vergesslich wirklich so vergesslich und was ist denn eigentlich Information?

„Information (v. lat.: informare = bilden, eine Form geben) ist ein potenziell oder tatsächlich vorhandenes nutzbares oder genutztes Muster von Materie und/oder Energieformen, das für einen Betrachter innerhalb eines bestimmten Kontextes relevant ist. Wesentlich für die Information ist die Wiedererkennbarkeit sowie der Neuigkeitsgehalt. Das verwendete Muster verändert den Zustand eines Betrachters – im menschlichen Zusammenhang insbesondere dessen Wissen.“

Quelle: Informationen – wikipedia

Jo, ich versuche das mal etwas vereinfacht auszudrücken:
Die Information ist etwas, das uns als Betrachter oder anders formuliert – als Informationsempfänger – verändert. Es hat einen direkten Einfluss auf unser Wissen! Man könnte also auch sagen, dass Dein Wissen die Summe aller jemals in Deinem Leben über deine Sinnesorgane empfangenen und verarbeiteten Informationen ist!! Mal abgesehen von dem wahrscheinlich vorhandenen vererbten „Urwissen“ (Stichwort: Instinkte).

Ok, jetzt haben wir eine ungefähre Vorstellung, was wir unter einer Information verstehen und dass sie einen direkten Einfluß auf unser Wissen hat. Aber wie definiert sich denn dann eigentlich das „Wissen“?
Wann kann ich denn behaupten, dass ich etwas weiß?

Eine Definition von Wissen lautet:

„Wissen bezeichnet die Gesamtheit aller organisierten Informationen und ihrer wechselseitigen Zusammenhänge, auf deren Grundlage ein vernunftbegabtes System handeln kann.[…]
Die pluriformen Ergebnisse der Erkenntnistheorie und der Wissenschaftsgeschichte machen die Aussage plausibel, dass der Mensch immer nur glaubt zu wissen. Zu oft wurden ganze Gebäude des Wissens zum Einsturz gebracht, wenn sich eine neue Hypothese als tragfähiger erwies – bis auch dieses vermeintlich gesicherte Wissen durch neue Erkenntnisse in Zweifel gezogen wurde. Und so wird der Zweifel zu einer der Triebfedern neuen Wissens.“

Quelle: Wissen – wikipedia

Ok, ich glaube 😉 die wichtigste Aussage dieser Definition ist: „dass der Mensch immer nur glaubt zu wissen“.

Aber woher kommt dieses Wissen? Wer versorgt uns denn am meisten mit Informationen?
In den frühen Phasen unseres Lebens wird unser Wissen systematisch im Rahmen der allgemeinen Schulbildung aufgebaut. An diese Schulbildung schließt sich meistens eine weitere Ausbildung in Form eines Studiums oder einer Berufsausbildung an.

Den größten Anteil an der Schaffung dieses gelehrten Wissens haben natürlich die Wissenschaften :-).
Gerade im Bereich der Naturwissenschaften wird aus einer Theorie erst dann anerkanntes Wissen, wenn die Theorie mit einem Experiment auf Basis der Naturgesetze bewiesen werden kann.*

Ich bin auf jeden Fall ein Freund der Wissenschaftler, da sich in ihren Kreisen ´ne Menge Querdenker befinden, aber trotzdem bin ich mir bewusst, dass auch die Gültigkeit dieses Wissens zeitlich begrenzt ist. Sobald eine neue Information zu einem bestimmten Thema gewonnen wird, könnte es im Extremfall das gesamte bisherige Wissen in diesem Bereich über den Haufen werfen.
Ich erinnere hier an Nikolaus Kopernikus, der vor 500 Jahren bewies, dass nicht die Sonne um die Erde sondern die Erde um die Sonne kreist (siehe Artikel „Der Querdenker“). Mit dieser Erkenntnis änderten sich die Verhältnisse in den damaligen Gesellschaften gravierend! Es war eine Niederlage für die Kirche, die zu dieser Zeit noch die Kontrolle über die Bildung und somit über die Informationen und das Wissen hatten!

Der Zusammenhang zwischen Informationen und Wissen hat mir bewusst gemacht, welche Wirkung es auf mich und mein „Wissen“ und somit auch auf mein Verhalten hat, wenn ich Informationen aufnehme.
Wenn ich mir einen Film im Kino oder Fernsehen ansehe, wenn ich die Nachrichten im Radio höre oder wenn ich ein Buch, eine Zeitung oder sogar Internetseiten lese, dann achte ich viel bewußter auf die Informationen.
Es sind aber nicht nur die herkömmlichen Medien (Informationsquellen), die uns mit Informationen versorgen. Unser gesamtes persönliches Umfeld, die Familie, die Freunde, die Arbeitskollegen, Lehrer oder Professoren, und auch die Prediger der verschiedenen Religionen – alle diese Menschen sind ebenfalls Informationssender.

Informationen beeinflussen unser Verhalten in jeder Lebenssituation, zum Beispiel unser Kaufverhalten.
Stell dir vor, du gehst in einem der großen Elektronikfachgeschäfte einkaufen und siehst einen MP3-Player, welcher um 20% auf 80€ gesenkt wurde. „Wow“, denkst Du, diesen MP3-Player wolltest Du schon immer haben und der ist auch noch im Angebot. Schließlich entscheidest Du Dich zum Kauf.
Eine wichtige Information fehlte Dir jedoch zu diesem Zeitpunkt und diese Information hätte deine Kaufentscheidung vielleicht beeinflusst. Der selbe MP3-Player hatte noch einen Monat vorher genau 80€ kostet. Der Preis wurde lediglich auf 100€ herauf geschraubt, um dann einen Rabatt vortäuschen zu können.

Da kommt mir die Frage: Gibt es denn nur die Information?
Was ist denn, wenn sich mein Wissen auf Basis einer Lüge aufbaut?
Ist es denn dann überhaupt noch Wissen? Eine Lüge ist doch keine Information?
Eine Lüge ist doch sogenannte „Desinformation“. Darüber wird es in einem anderen Artikel mehr zu lesen geben 🙂

Erinnerst Du dich noch an die einleitende Geschichte von Frau Ordentlich, Herrn Vergesslich, ihrem wütenden Chef und den dringenden Briefen?
Frau Ordentlich hatte gerade ihre Anfuhr vom Chef hinter sich, weil die Briefe nicht fertig gewesen sind. Die Ursache des Konfliktes lag nach unserem bisherigen Informationsstand bei Herrn Vergesslich, weil dieser der Frau Ordentlich nicht bescheid gegeben hatte.
Jetzt möchte sich Frau Ordentlich jedoch gegenüber ihrem Chef rechtfertigen.

Frau Ordentlich fragt Herrn Vergesslich: „Warum haben Sie mich nicht informiert?“
Herr Vergesslich antwortet: „Das wollte ich noch tun, da der Chef die Briefe eigentlich erst nächste Woche haben wollte!“

Ok.. ich würde sagen, hier hat sich eine ganz neue Sachlage ergeben. Wenn es den Tatsachen entspricht, dass der Chef die Briefe erst zu einem späteren Zeitpunkt haben wollte, dann hat er diesen Konflikt selbst verursacht.

Der Chef antwortet jedoch: „Mensch! Herr Vergesslich! Die Broschüre brauche ich erst nächste Woche, die Briefe muß ich heute schon haben! Das haben Sie wohl falsch verstanden!“

Ok, jetzt wird es knifflig einen Schuldigen zu finden. Offensichtlich kam es zu einem Missverständnis, welches zu dieser Konfliktsituation geführt hat. Man könnte auch sagen, dass es bei der Kommunikation zwischen Herrn Vergesslich und dem Chef zu einem Informationsverlust gekommen ist! Die Informationsübertragung zwischen den beiden Personen ist also fehlgeschlagen.

Dieser Gesetzmäßigkeit sollte man sich immer bewusst sein: Informationen und somit auch Wissen können verloren gehen!

Wenn Du tiefer in die Thematik der „Information“ eintauchen willst, dann empfehle ich Dir das Dokument „Macht der Informationen“ welches beim Deutschen Bundesverband für Steuer-, Finanz- und Sozialpolitik (DBSFS) veröffentlicht wurde.

Eine Antwort auf „Informationsgesteuerte Wesen“

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